Papst-Kaiser-Chroniken. Entstehungszusammenhänge - Berichtshorizonte - Überlieferungskontexte

Papst-Kaiser-Chroniken. Entstehungszusammenhänge - Berichtshorizonte - Überlieferungskontexte

Organizer
Universität Siegen, Lehrstuhl für Mittlere und Neuere Geschichte
Venue
Siegen und online
ZIP
57076
Location
Siegen
Country
Germany
Takes place
Hybrid
From - Until
07.06.2024 - 08.06.2024
Deadline
30.09.2023
By
Giuseppe Cusa, Historisches Seminar, Universität Siegen

Papst-Kaiser-Chroniken. Entstehungszusammenhänge - Berichtshorizonte - Überlieferungskontexte

Call for Papers für eine hybride Konferenz zu "Papst-Kaiser-Chroniken. Entstehungszusammenhänge - Berichtsorizonte - Überlieferungskontexte", organisiert vom Lehrstuhl für Mittlere und Neuere Geschichte der Universität Siegen.

Chronicles of Popes and Emperors. Context - Contents - Traditions

Call for papers for a hybrid conference on "Chronicles of popes and emperors. Context - Contents - Traditions" organized by the Department of Medieval and Early Modern History at University of Siegen, which will take place on 7-8 June 2024.

Papst-Kaiser-Chroniken. Entstehungszusammenhänge - Berichtshorizonte - Überlieferungskontexte

Papst-Kaiser-Chroniken waren im Hoch- und Spätmittelalter weit verbreitet. Davon zeugen noch die unzähligen Handschriften, die ein solches Geschichtswerk tradieren. Diese historiographischen Schriften bieten Geschichtswissen im Kompaktformat, sind jedoch keineswegs nur nüchterne, kompilierte Kompendien, sondern halten eine beachtliche formale, gestalterische wie inhaltliche Vielfalt bereit. Obwohl allseits bekannt, sind sie bislang von der Forschung noch nicht gebührend gewürdigt worden. Neben editorischen Bemühungen interessierte man sich bisher vornehmlich für die vielfach kopierten und benutzten Zeugnisse wie das Chronicon des Dominikaners Martin von Troppau (gest. 1278) oder die davon abhängigen Flores temporum aus der Feder eines südwestdeutschen Franziskaners (hervorzuheben sind etwa die Studien Anna Dorothee von den Brinckens und Heike Johanna Mieraus). Gerade die älteren Papst-Kaiser-Chroniken harren jedoch noch einer eingehenden Würdigung, hat die Martinschronik sie doch in ihren Schatten gestellt.

Entsprechend möchte die Konferenz daher Entstehungszusammenhänge, Berichtshorizonte und Überlieferungskontexte von Papst-Kaiser-Chroniken in den Fokus rücken, um die Gemeinsamkeiten und Unterschiede herauszuarbeiten und so das Genre umfassender als bisher geschehen zu erschließen. Erwünscht sind daher Beiträge zu einzelnen oder einem Bündel von Papst-Kaiser-Chroniken, in denen die handschriftliche Überlieferung ausgewertet wird. Wie ergiebig ein solcher Rückgriff auf die materiellen Hinter-lassenschaften im Rahmen interdisziplinärer Unternehmungen sein kann, wurde unlängst für die Universalchronistik aufgezeigt.

Fragt man nach Entstehungszusammenhängen und Berichtshorizonten, so rücken die Verfasser, ihre Schreibanlässe und Darstellungsabsichten, aber auch ihre Quellenvorlagen in den Blick. So entstammen die Martinschronik und die Flores temporum zwar einem mendikantischen Milieu; Papst-Kaiser-Chroniken sind aber nicht nur von Bettelbrüdern verfasst worden. So wurden bereits Exemplare angelegt, noch bevor der Hl. Dominikus und der Hl. Franziskus auf Erden wandelten. Und auch in der Folge lassen sich Werke anderen Umgebungen zuordnen. Wer also hat ein solches Chronicon auf das Pergament oder später auf das Papier gebracht? Zeichnen sich einzig oder vorrangig Geistliche für dieses historiographische Genre verantwortlich oder verfassten auch Laien solche Schriften? Lässt sich darüber hinaus – beispielsweise anhand textimmanenter Hinweise, der Wahl der Sprache oder der Überlieferungslage – ausmachen, was sie jeweils zur Abfassung bewog, an welches Publikum sie sich wandten? Auch die transportierten Wissensbestände sind von Interesse: Worüber wird jenseits des Papst-Kaiser-Gerüsts berichtet? Sind trotz inhaltlicher Ähnlichkeiten, die eine eindeutige Identifizierung oftmals erschweren, konkrete Textvorlagen zu ermitteln? In der Regel nutzte man ja ältere Werke dieses Genres für Neubearbeitungen.

Ein weiterer Schwerpunkt soll auf den Überlieferungskontexten liegen, also dem Layout der Werke, ihrer Einbettung in den Manuskripten und ihrer Rezeption. Das Erscheinungsbild der Papst-Kaiser-Chroniken variiert. Häufige Verwendung fand die synchronistische Tabellenform. Während frühe tabellarische Zeugnisse die parallelen Papst- und Kaiserreihen nebeneinander auf einer Seite platzierten, nutzte Martin von Troppau bekanntlich eine stringente doppelseitige Anlage. Zahlreiche Kodizes überliefern zudem vermischte Stränge, die die Chronologie nur noch lose abbilden oder aufheben. Nicht selten kamen verschiedene graphische Elemente zur schnelleren Orientierung zum Einsatz. Wie sieht folglich die jeweilige mise en page und mise en texte aus? Was verrät dies wiederum über die Intentionen und Fertigkeiten der Hersteller? Zu klären ist auch, ob die jeweiligen Papst-Kaiser-Chroniken als alleinstehendes opus oder als Teil von Sammelhandschriften konzipiert waren und welchen Zweck sie im Gesamtgefüge eines Kodex erfüllten. Sind sie unikal oder mehrfach, autograph oder in Kopie überliefert? Lassen sich Aussagen über Rezeption und Zirkulation treffen?

Die Tagung wird vom Lehrstuhl für Mittlere und Neuere Geschichte der Universität Siegen veranstaltet. Sie soll am 7.–8. Juni 2024 als hybride Veranstaltung stattfinden (vor Ort in Siegen und via Webex). Interessierte Wissenschaftler:innen aus den Geschichts-wissenschaften und weiteren Fachdisziplinen wie den Literaturwissenschaften oder der Kunstgeschichte sind herzlich eingeladen, bis zum 30. September 2023 ein Abstract von max. 250 Wörtern für einen ca. 25–minütigen Vortrag zu einzelnen bzw. einem kleine-rem Bündel von Papst-Kaiser-Chroniken oder auch Werken zu nur einem der beiden Stränge in deutscher, englischer, italienischer, französischer oder spanischer Sprache an giuseppe.cusa(at)uni-siegen.de einzureichen. Eine Auswahl der Beiträge erfolgt bis Mitte Oktober 2023. Die Kosten für Reise und Unterkunft können voraussichtlich nur zum Teil übernommen werden. Eine Publikation der Tagungsergebnisse ist – vorbehaltlich der positiven Evaluation der Konferenz – angedacht.

Chronicles of Popes and Emperors. Context - Contents - Traditions

The so-called Chronicles of popes and emperors were widespread in the High and Late Middle Ages. The innumerable manuscripts that carry such historical works still bear witness to this. These historiographical writings offer historical knowledge in a compact format, but are by no means merely sober, compiled compendia, but hold a considerable variety in form, design, and content. Although they are well known, they have not yet been duly examined by research. In addition to editorial efforts, interest has so far focused primarily on the widely copied and used works such as the Chronicon of the Dominican Martin of Troppau (d. 1278) or the Flores temporum of a Franciscan from the South-West of the Empire (see, e.g., the studies of Anna Dorothee von den Brincken and Heike Johanna Mierau). The older Chronica pontificum et imperatorum, however, still await a detailed appraisal, as Martin’s chronicle has overshadowed them.

The conference, therefore, aims to focus on the contexts of origin, contents and transmission of these chronicles in order to work out the commonalities and differences and thus open up the genre more comprehensively than hitherto. Contributions on a single or a bundle of chronicles of popes and emperors, evaluating the manuscript tradition, are therefore welcome. How productive such a recourse to the material legacies can be (within the framework of interdisciplinary undertakings) has recently been demonstrated for universal chronicles.

Regarding the contexts of production and the contents of the works, the authors, their motivations, and intentions, but also their sources come into view. For example, the “Martinschronik” and the Flores temporum originate from a Mendicant milieu, but other chronicles of this genre were not only written by mendicants. Thus, they were already written even before St. Dominic and St. Francis walked the earth. Moreover, subsequently, works can be attributed to other environments. So, who put such a chronicon on parchment or on paper? Were clerics the only or primary authors of this historiographical genre, or did laymen also compose such writings? Is it possible to determine—for example, based on text-immanent indications, the choice of language or the tradition—what motivated them and for which audience they wrote? The historical knowledge transported is also of interest: What is reported beyond the framework of popes and emperors? Is it possible to identify concrete models despite similarities in content, which often make clear identification difficult? Usually, older works of this genre were used for new adaptations.

Another focus should be on the manuscript tradition, i.e. the layout of the chronicles, their embedding in the codices and their transmission. The appearance of the Chronica pontificum et imperatorum varies. Frequent use was made of the synchronistic tabular form. While early tabular testimonies placed the parallel series of popes and emperors next to each other on one page, Martin of Troppau used a double-page layout. Numerous codices also hand down mixed strands that only loosely follow or lift the chronology. Not infrequently, various graphic elements were used for quicker orientation. What does the respective mise en page and mise en texte look like? What does this in turn reveal about the intentions and skills of the producers? It also needs to be clarified whether the chronicles were conceived as stand-alone texts or as part of miscellanies and what purpose they served in the overall structure of a miscellany codex. Are they handed down as autographs or copies, in one or more codices? What can be said about reception and circulation of such a chronicle?

The conference is organised by the Department of Medieval and Early Modern History at University of Siegen. It will take place on 7-8 June 2024 as a hybrid conference (on site in Siegen and online via Webex). Interested researchers from the historical sciences and other disciplines such as literary studies or art history are encouraged to submit an abstract of max. 250 words for a presentation of approx. 25-minute on a single or a bundle of chronicles of popes and emperors (or works with only one of the two strands) in German, English, Italian, French or Spanish to giuseppe.cusa(at)uni-siegen.de by 30 September 2023. The papers will be selected by mid-October 2023. The costs for travel and accommodation most probably can be covered only in part. A publication of the conference papers is planned—subject to the positive evaluation of the conference.

Contact (announcement)

giuseppe.cusa(at)uni-siegen.de

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